Die Wölfe warten noch

Frau Merkel ist angeschlagen. Aber noch ist sie die letzte Bastion in der CDU- Mitte. Noch kann sie gesellschaftliche Kompromisse vermitteln.

Das gesellschaftliche Klima ist verhalten gespannt. Die Börsenkurse sind nicht auf Talfahrt, sie dümpeln vor sich hin. Die SPD ist folgsam wie ein wohlerzogener Hund. Das Migrationsthema beherrscht nicht mehr die Schlagzeilen. Die Koalition müht sich an der Wohnungsnot ab. Kapitalbesitzer sollen bloß nicht verschreckt werden. Die Autoindustrie ist widerspenstig aber zu geringen Zugeständnissen bei der Abgasreinigung bereit. Sie hat auch in dem Verkehrsminister einen energischen Verteidiger, der eine Leistungsminderung durch Hardware- Aufrüstung nicht akzeptieren will. Die Minilöhner haben eine Minierhöhung bekommen. In den Arbeitsverhältnissen sind Zeitverträge nach wie vor üblich. Der Niedriglohnsektor ist weiterhin der größte in Europa: es geht nicht vor und nicht zurück.

Ungeduldig scharren die Hardliner in CDU und CSU mit den Füßen. Bis zur nächsten regulären Bundestagswahl wollen sie nicht warten. Die Wahl des neuen Fraktionsvorsitzenden ist der Beginn der Fronde gegen Merkel. Mit der FDP wird eine Verschärfung des neoliberalen Kurses leicht über die Bühne gehen, die FDP will nichts lieber als das. Und die Grünen haben alle linken Positionen hinter sich gelassen und warten jetzt auf die ihnen dafür zustehenden Regierungsämter.

Schäuble erkennt jetzt  seine Chance, er weiß, dass er als Finanzminister bewiesen hat, dass er die neoliberale Agenda zielstrebig verfolgen kann, und wenn die Straßen verfallen, die Brücken marode sind und die Schleusen der Wasserstraßen uralt, Hauptsache, die Konzerne sind von Steuern befreit und ihre Rendite stimmt. Die Leitartikler in den Mainstream- Medien jubeln ihn schon hoch und dienen ihm die Kanzlerschaft an.

Aber noch ist die Stimmung nicht gekippt, Frau Merkel hält sich noch eine Weile, auch wenn die Verfolger an ihren Lefzen hängen. Eine harmonische Stabübergabe aber,  wie von Frau Merkel und dem Großteil der Bevölkerung gewünscht, an Frau Kramp- Karrenbauer etwa, ist kaum noch denkbar.

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