Die Schere im Kopf

Dieses unsägliche, uns völlig unverständliche Hochspielen der sogenannten E- Mail- Affäre der Frau Clinton wird jetzt auch von den deutschen Medien übernommen. Einerseits soll die Frau die am besten qualifizierte Kandidatin sein, andererseits wird dauernd auf der E- Mail- Affäre herumgehackt. Geradezu wollüstig erheben deutsche Kommentatoren den Finger, um dann doch die Eignung von H. Clinton in Frage zu stellen. Eine sehr ehrgeizige Frau ohne feminine Ausstrahlung als Präsidentin, das übersteigt die Vorstellungskraft vieler Kommentatoren. Wenn schon eine Frau, dann soll sie mehr geleistet haben als ein Mann und völlig fehlerfrei sein. Vor allem stört die Journalisten das Selbstbewusstsein dieser Frau. Sie möchten sich über diese Frau erheben und von oben Großmut zeigen oder Tadel austeilen. Da die Journalisten die Stereotypen der weißen Mittel- und Oberklasse verinnerlicht haben, ist ihnen die Manipulation ihrer Leser nicht bewusst. Es ist schon eine sehr feste feministische Grundhaltung erforderlich, um die verdeckten Angriffe gegen eine weibliche Kandidatin als das zu erkennen, was sie sind. Auch die englische Presse kennt da keine Hemmungen (May – Leadsom). Aber der Feminismus ist ja auch ein Angriff auf die hierarchische Grundstruktur unserer Gesellschaft. Wenn die deutsche Geburtenrate in einem Jahr einmal ansteigt (2015) überschlagen sich die Medien mit Erfolgsmeldungen und Trend- Prophezeiungen. Alle möglichen Gründe werden hervorgeholt und nebenbei wird die soziale Lage der jungen Familien mit Kindern erwähnt, die eben doch nicht so schlecht sei. Aber im Grunde sei doch die Gesellschaft, die nicht kinderfreundlich genug sei, am mangelnden Nachwuchs Schuld. Es kann also alles so bleiben und die Verantwortung hat die Gesellschaft. Die Erkenntnis aber, dass die soziale Lage und das Ansehen der Familien und jungen Mütter von ihrer materiellen Verfügung abhängt und sich bei Verdoppelung oder Verdreifachung der finanziellen Zuwendungen drastisch bessern würde, wird weggedrückt. Verteidigung des Status quo, darin sehen die Leitmedien ihre Hauptaufgabe. Als 2014 die Zahl der Drogentoten in Deutschland einmal niedriger als im Vorjahr lag, gab es in den Medien gleich Meldungen über den Erfolg der liberalisierten Drogenpolitik. Es wurde eine weitere Liberalisierung und schließlich die Freigabe von Cannabis, die jetzt aktuell ist, gefordert. 2015 kam dann mit einer deutlichen Erhöhung der Zahl der Drogentoten die Quittung. Denn liberaler Rechtsstaat bedeutet in diesem Zusammenhang in seiner Konsequenz Rückzug des Staates und das Prekariat seinem Schicksal zu überlassen. Diese Sichtweise wird ausgeblendet, denn Trendverstärkung ist erst einmal wichtiger. Im Mainstream fühlt man sich wohl. Dabei spielen politische Klasse und der Medienkomplex sich die Bälle zu. Aber natürlich keine Spur von Manipulation der öffentlichen Meinung.

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