Fachkräftemangel

Kolonialmacht Deutschland

Die Medien sprechen von Fachkräftemangel, als ob sie die Lobby der Industriekonzerne wären. Tatsächlich meinen die Sprecher der Industrieverbände aber: Wir sind nicht bereit höhere Löhne zu zahlen. Uns ist jede Arbeitskraft recht, die mit Niedriglöhnen auskommt. Und wenn es indische IT- Arbeiter sind oder polnische Altenpflegerinnen, Hauptsache, die Löhne sind so gering, wie möglich. Also müssen rumänische Fleischfacharbeiter in Containern wohnen und für einen Stundenlohn für fünf Euro arbeiten und Paketboten afrikanischer Abstammung in einer fünfzig- oder sechzig- Stundenwoche ihr Pensum abarbeiten. Und wenn sich Widerstand regt und die Arbeitskräfte mit fünfzig Jahren gesundheitlich ruiniert sind, heißt es, „Fachkräftemangel“.

Und der Wirtschaftsminister beschwört in dreister Weise die Gefährdung der deutschen Wirtschaft, wenn auch die Paketboten wenigstens den Mindestlohn erhalten sollen. Und die Parteien, allen voran die FDP, wollen die Einwanderung gesetzlich regeln. So soll als Integration von Fachkräften getarnt werden, was in Wirklichkeit Lohndumping ist.

Rücksichtslos werden Osteuropas Gesundheitssysteme durch die Abwanderung ruiniert. Die EU- Kommission nennt das „Freizügigkeit“.

Nach der Ausplünderung der Bodenschätze Afrikas hat auch das Abwerben der intellektuellen Reserven dieses Kontinents begonnen. Dass die Ausbildungskosten bei den Herkunftsländern bleiben, interessiert niemanden. Mit der „Kolonisierung 4.0“ gehört Deutschland wieder zu den Kolonialmächten.

Deutschland hat es in der Anwerbung von billigen Arbeitskräften zu besonderer Meisterschaft gebracht. Diesen Vorteil hat Deutschland genutzt, um den anderen EU- Ländern seinen Austeritätskurs aufzuzwingen und die politische Führung zu übernehmen.

Das eigene Volk wird ruhig gehalten, denn jeder weiß, dass sofort ein anderer seinen Job übernimmt, wenn er aufbegehrt. Der oberen Mittelklasse ist es recht, solange es gut geht.

Und die Medien fühlen sich wohl, wenn sie die Ideologie des gehobenen Bürgertums verbreiten. Solange gibt es die Pressefreiheit und die Medien werden als „Eckpfeiler der freiheitlich, demokratischen Grundordnung“ bezeichnet.

One Reply to “Fachkräftemangel”

  1. Geld und mehr
    Ein Blog von Norbert Häring
    https://norberthaering.de
    Faktenmangel statt Fachkräftemangel
    Trotz des vielbejammerten Fachkräftemangels herrscht immer noch ein Mangel an Ausbildungsplätzen. Den
    Fachkräftemangel gibt es nur in manchen Branchen und wo es ihn gibt, ist er oft selbst verschuldet. Ein
    Gastbeitrag von Gerd Bosbach. …
    Leicht zu übersehen, deshalb wohl auch kaum beachtet, hat die Bundesagentur für Arbeit am 30. Januar 2020
    erklärt: „Von Oktober 2019 bis Januar 2020 waren insgesamt 67.000 Ausbildungsstellen noch zum sofortigen
    Beginn gemeldet, die besetzt werden sollten. Davon waren im Januar noch 11.000 unbesetzt. Gleichzeitig waren
    64.000 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet, die weiterhin, erneut oder erstmalig eine Ausbildung zum
    sofortigen Eintritt suchten. Insgesamt waren im Januar 2020 – zum Ende der Nachvermittlung – noch 27.000
    gemeldete Bewerberinnen und Bewerber unversorgt sowie weitere 19.000 trotz vorhandener Alternative
    weiterhin auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle.“ (1)
    Das ist ziemlich verwirrend formuliert, deshalb in unseren klareren Worten: Trotz des dauernden Geredes von
    Fachkräftemangel fehlen heute mindestens 35.000 Ausbildungsplätze für ausbildungswillige und gemeldete
    Jugendliche.
    Versäumnisse der Vergangenheit
    Bei der Recherche zu einem noch unveröffentlichten Artikel bin ich auf Zahlen des Jahres 2007 gestoßen und
    formuliere: „Nach Angaben vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) standen noch im Jahre 2007 den
    734.000 Ausbildungsplatzbewerbern nur 516.000 Ausbildungsplätze gegenüber
    (https://www.bibb.de/de/16623.php), obwohl öffentlich schon vor Fachkräftemangel gewarnt wurde.“ Die damals
    überwiegend 15 bis 20-Jährigen Jugendlichen könnten heute 28 bis etwa 33-Jährige Fachkräfte sein.
    Schulgeld ausgerechnet in Mangelberufen
    Erst 2017 wurde im Pflegeberufegesetz festgelegt „Zukünftig wird kein Schulgeld mehr gezahlt werden.“ Noch
    Mitte 2019 mussten die Gesundheitsminister der Länder bei ihrer Konferenz in Leipzig das
    Bundesgesundheitsministerium daran erinnern. (vgl. https://www.mdr.de/nachrichten/politik/inland/gesundheitsm
    inister-abschaffung-schulgeld-gesundheitsberufe-pflege-100.html vom 6.6.2019), U.a. das Land Mecklenburg-
    Vorpommern übernahm inzwischen in Eigenbezahlung ab dem Schuljahr 2019/2020 das Schulgeld wenigstens
    für Pflegeberufe. „Neun Bundesländer haben das Schulgeld schon abgeschafft“ zitiert die Süddeutsche am
    24.10.2018 einen Politiker. Ist das Wort „schon“ angesichts des jahrelang bekannten Defizits nicht eigentlich ein
    Skandal?
    „Schulgeldfreiheit für Erzieherinnen- und Erzieherausbildung diskutiert“ titelt die GEW am 10.7.2019 und weiter
    im Artikel: „Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat angekündigt, das Schulgeld für die Ausbildung
    von Erzieherinnen und Erzieher abschaffen zu wollen.“ Wundert so der Mangel? Von den zukünftig zu
    erwartenden Löhnen lässt sich eine spätere Rückzahlung der Schulgeld-Schulden kaum bewältigen.
    Versäumnisse von heute mit Wirkung für morgen
    Heute gibt es ständig Meldungen über zu wenige Lehrer, fehlende und kaputte Schulgebäude, wie „Schulen
    platzen aus allen Nähten“, Kölner Stadt-Anzeiger 4.2.2020. Zusammen mit den oben aufgezeigten
    Ausbildungsplatzdefiziten scheinen wir den Mangel der nächsten Jahrzehnte vorzubereiten. Dafür wird dann
    sicherlich wie heute die Demografie verantwortlich gemacht und nicht das heutige Sparen in Bildung, Ausbildung
    und bei den Löhnen.
    Mit den genannten Argumenten wird nicht verneint, dass in einzelnen Berufen und Regionen ein Defizit an
    Fachkräften vorliegt. Er ist aber überwiegend selbst verschuldet und betrifft bei weitem nicht alle Berufe- und
    Regionen, wie eine Analyse der Bundesagentur für Arbeit („Engpassanalyse“) belegt. Die Konsequenzen aus
    der (angeblichen?) Angst vor dem Fachkräftemangel sind bei Weitem nicht ausreichend.
    Fußnote: (1) Presseinfo Nr. 06, Der Arbeitsmarkt im Januar, s. Anlage S. 2,
    Gerd Bosbach lehrt Statistik, Mathematik und Empirie an der Fachhochschule Koblenz und lebt in Köln. Tiefen
    Einblick in die amtliche Statistik und den Umgang der Politik mit diesen Daten erhielt er bei seiner mehrjährigen
    Tätigkeit im Statistischen Bundesamt, für das er verantwortlich Finanz-, Wirtschaftsministerium und die
    wissenschaftlichen Dienste des deutschen Bundestages beriet. Er ist Ko-Autor mit Jens Jürgen Korff von „Die
    Zahlentrickser“ und „Lügen mit Zahlen“. Website: http://www.luegen-mit-zahlen.de
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