Der Anschlag von Barcelona erschüttert unser Lebensgefühl
Ja, der Anschlag ist ein Angriff auf „unsere Art zu leben“. Da sind sich alle Politiker, ob Theresa May, Sigmar Gabriel oder Hollande/Macron, einig. Aber weiter reicht auch die Einsicht nicht. Dass der Westen angegriffen werden könnte, weil er selbst „die Art zu leben“, sogar die Lebensgrundlagen der Staaten, aus denen die Angreifer stammen, zerstört, das wird nicht dazu gesagt, wird ausgeblendet.
In Ägypten wurde der gewählte Präsident Mursi vom Militär, das von den USA ausgehalten wird, gestürzt und als Machthaber al- Sisi eingesetzt. Aufstände wurden niedergeschlagen, die Gefängnisse gefüllt. So wurde den Ägyptern ihre „Art zu leben“ vorgeschrieben. Im Irak wurde erst Hussein zum Kampf gegen die Perser aufgerüstet, seine Giftgasattacken gegen kurdische Bürger wurden geduldet und schließlich wurde er wegen zunehmender Unbotmäßigkeit gehängt. In Syrien wurden die Giftgasattacken des Regimes, das sich zunehmend nach Osten orientierte, vom Westen verurteilt und Rebellenarmeen wurden vom Westen bewaffnet. Die Napalm- Bomben des israelischen Regimes auf Palästina wurden kurz erwähnt, verschwanden aber schnell wieder aus der Berichterstattung und die politische Klasse des Westens überbot sich in Glückwünschen bei der israelischen Politprominenz für die erfolgreiche Niederschlagung der Intifada. Welche „Art zu leben“ bleibt den Palästinensern? Elende Existenzen.
Immer noch bestechen westliche Konzerne die nigerianische Regierungsclique, um den Reichtum des Landes an Ölvorkommen auszubeuten und die Kassen der Konzerne zu füllen. Wenn die Vorkommen erschöpft sind, werden Armut und Zerstörung hinterlassen.
Die Liste der Interventionen der westlichen Mächte, um „unsere Art zu leben“ zu verteidigen und unseren Lebensstandard zu halten, ist ellenlang (auch die Namen von Allende und Fujimori gehören dazu). Der Kolonialismus des Westens besteht noch fort und hat nur sein Gesicht gewandelt. Sykes und Picot leben noch.
Traurig, aber war: so ist es.