Führt der Brexit zu mehr Demokratie?
Nein, Mittelschicht und Proletariat im Vereinigten Königreich werden nicht mehr mitbestimmen. Es werden lediglich die Personen innerhalb der politischen Klasse ausgetauscht. An den Herrschaftsverhältnissen ändert sich nichts. Die Mittelschicht bangt um ihren Zugang zum Arzt und Facharzt. Auch, wenn jetzt die Zuwanderung noch mehr gebremst wird, es ist nicht vorstellbar, dass auf diesem Sektor mehr investiert wird. Hauptwahlkampfschlager der Brexit- Befürworter war ein Betrag von 350 Millionen Pfund, den London nach Brüssel überweisen würde. Diesen würde man nach dem Austritt zusätzlich in den Bau von Krankenhäusern investieren. Kaum waren die Wahllokale geschlossen, wurde dieses Versprechen zurückgenommen (Der Zynismus der politischen Klasse). Dass jetzt die Schulklassen kleiner und mehr Lehrer eingestellt werden, ist genauso wenig zu erwarten. Mehr oder weniger Migranten werden daran nichts ändern. Der freie Kapitalverkehr aber bleibt gewährleistet. Und die besonders großen Steuerschlupflöcher des Königreichs bleiben jetzt erst mal bestehen. Und die politische Klasse wird jetzt großem Druck ausgesetzt sein, die Handelshemmnisse nicht zu vergrößern. Da aber Handel und Kultur ( auch der politische Rahmen gehört zur Kultur) nicht zu trennen sind, ist ein Rückschlag so gut wie sicher. Die Wirtschafts- und Gesellschaftskrise, die durch die Finanzkrise offenbar wurde, findet in der Restauration auch in Mitteleuropa ihren Ausdruck. Polen, Ungarn und auch Österreich waren nur Vorläufer.