Die Erzählung vom liberalen Rechtsstaat

Nein, Herr Prantl, so einfach ist es nicht: Den Inhalt der alten Erzählung mit mehr Begeisterung vortragen, das haben schon Bill, Bush und Barack gemacht. Es reicht nicht mehr die Story vom Tellerwäscher, der zum Millionär aufstieg, zu erzählen. Daran haben die Leute zwanzig Jahre lang geglaubt, um dann mit ungläubigem Erstaunen festzustellen, dass die Küstenregionen feiern, während das Land darbt. Die Reallöhne fallen und die politische Klasse erzählt vom liberalen Rechtsstaat. Schwarze Bürger werden massenweise erschossen und viele weiße Bürger leben in Existenznot. Sie erleben, dass Liberalität und rechtssaatliche Demokratie nur etwas für die obere Mittelklasse ist ohne praktische Nützlichkeit für sie.

Und dass sie mit einem solchen Lügner und Betrüger als Präsidenten  vorlieb nehmen müssen, ist ein zusätzliche Demütigung. Aber dass er den ideologischen Kokon zerreißt, ist es ihnen wert.

Nicht nur die Angst vor dem Abstieg zu besänftigen, sondern den Abstieg wirklich zu verhindern, hilft gegen rechts- raktionäre Rattenfänger.

4 Replies to “Die Erzählung vom liberalen Rechtsstaat”

  1. Politiker sollten gar nichts „erzählen“. Eine neue oder andere „Erzählung“ zu fordern ist quatsch, die Probleme sollten einfach unverblümt auf den Punkt gebracht werden und fertig. „Erzählungen“ funktionieren nicht, wenn sie sich schnell als Märchen entpuppen…und die will niemand hören wenn es um ernsthafte Probleme geht.

  2. „Ich glaube, dass unsere Sprache nicht mehr verstanden wird. Die Politik hat Angst, die Dinge beim Namen zu nennen. Sie spricht eine tote Sprache.“
    Manuel Valls

  3. Sorry, aber ich kann Beiträge und Kommentare des Herrn Prantl der SZ nicht mehr sehen und lesen.
    Besonders seine Texte zur aktuellen Flüchtlingskrise erscheinen mir völlig weltfremd!

    Seine m.E. völlig undifferenzierte Meinungsmache hat mich bewogen, die Süddeutsche Zeitung nach 45 Jahren Bezug abzubestellen.

    1. Wenn ein Journalist angesichts der Flüchtlingskrise mehr Begeisterung für die Demokratie fordert, habe ich wirklich Schwierigkeiten, ihm zu folgen.

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