Helmut Kohl war dem historischen Augenblick nicht gewachsen
Kohl und seine Regierungsclique wurden von den Ereignissen in der DDR überrollt. Sie entwarfen den Plan zur Konföderation, den die DDR- Bevölkerung nicht billigte. Der nicht opportunistische und nicht korrumpierte Teil der DDR- Intelligenz wollte keine Unterwerfung sondern eine höhere Stufe der Demokratie. Kohl verstand das nicht, wollte das nicht. Er hatte keine Vision, er war einTaktiker der Macht.
Adenauer oder Brandt hatten jeweils ihre strategischen Pläne im Hintergrund wie Westbindung oder bei Brandt die Öffnung nach Osten und „mehr Demokratie wagen“.
Kohl jedoch überließ die DDR den westdeutschen Konzernen und forcierte die Deindustrialisierung und Entmutigung der Bevölkerung. Das entsprach zwar den realen Machtverhältnissen, war ihnen aber um keinen Millimeter voraus. Es wurde ein gesellschaftspolitischer Moment verpasst. Die kritische Sicht auf die europäischen Institutionen hat auch hier ihre Ursachen. Das Geschwafel der politischen Klasse vom großen Europäer Kohl verdeckt nur die eigene Strategielosigkeit.