Zählkandidat Schulz und das letzte Aufgebot der SPD

Als klar wurde, dass Gabriel gegen Merkel hoch verlieren würde, hat er im letzten Moment Martin Schulz vorgeschickt. Er sollte die Niederlage kassieren und dann wieder in den Hintergrund treten. Auf keinen Fall aber sollte er mit Hilfe der Linken Bundeskanzler werden.

Für alle Fälle hatte sich Gabriel ausbedungen, dass das Amt des Außenministers für ihn reserviert bliebe. Er wusste, dass seine rechten Positionen von den Medien unterstützt werden würden. Fernsehen und Printmedien überboten sich ja dann auch in Lobeshymnen über sein Wirken für das Ansehen Deutschlands und katapultierten ihn in Meinungsumfragen an die Spitze. Keinesfalls wollte sich Gabriel einem Parteichef Schulz unter ordnen.

Nach der hoch verlorenen Wahl fühlte sich Schulz jedoch aufgrund seiner Brüsseler Erfahrungen der europäischen Politprominenz durchaus gewachsen und das Amt des Außenministers wäre seinen Neigungen entgegen gekommen. Die SPD- Basis aber wollte einen Parteichef, der auf Feiern verdiente Genossen auszeichnet, Ehrennadeln verteilt und die Seele der Partei streichelt, vor allem aber sollte der Parteichef die Regierungsmitglieder überwachen, um ein Abdriften von sozialdemokratischen Anliegen zu verhindern. In dieser Situation sahen Gabriel und die anderen Konkurrenten in der Parteispitze die günstige Gelegenheit Schulz wieder los zu werden. Die Medien sekundierten fleißig mit dem Vorwurf, dass Schulz sein Versprechen, nicht in die Regierung  gehen zu wollen, gebrochen hätte.  Jetzt konnten die linke Nahles und der rechte Scholz sich verbünden, die Führung übernehmen und Gabriel und Schulz gleichzeitig  schassen. Maas mit der Statur eines Primaners würde jedenfalls kein gefährliches Gegengewicht entwickeln. (Ganz brav hat er ja auch die Anbiederung an die Netanjahu- Clique absolviert).

Schulz politisches Talent allein reichte nicht: Vernetzung in der Berliner Politscene und vor allem Rücksichtslosigkeit wären unbedingt zusätzlich erforderlich gewesen, um die Chance zu erhalten, sich als Parteichef zu bewähren.

So schickt die SPD ihr letztes Aufgebot ins Rennen und wartet auf bessere Zeiten. Die hilflose Diskussion um die Schröderschen Sozialgesetze zeigt, dass die SPD sich immer noch nicht zu ihrer Klientel bekennen will und weiterhin ihr Heil bei der gut situierten Mittelschicht sucht.

 

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