Populisten und Neoliberale in Konkurrenz
Demokratie und Wohlstand, so lautete das Versprechen unserer Gesellschaftsordnung. Die Teilhabe sollte sich auf alle Gesellschaftsschichten erstrecken. Nach dem Zusammenbruch unseres Gesellschaftsmodells in den beiden Weltkriegen begab sich der Westen unter die amerikanische Hegemonie. Diese basierte auf der Ausbeutung der dritten Welt unterstützt vom Treibstoff Erdöl. Die Konkurrenz mit dem sowjetischen Modell erstickte jede kritische Betrachtung. Nach der Implosion des Sowjetreiches schien das amerikanisch dominierte Madell der kapitalistischen Entwicklung für eine kurze Zeit konkurrenzlos gültig zu sein. China und die asiatischen Staaten zeigten aber, dass das kapitalistische Modell auch ohne demokratische Erzählung funktioniert.
Die neue Weltordnung basiert jetzt auf der Konkurrenz der alten mit den neuen Weltmächten. Die westliche Intelligenz versucht noch verzweifelt die demokratische Erzählung zu retten, währen die politische Klasse gleichzeitig die militärische Aufrüstung vorantreibt.
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit sind längst vergessen, sie sind von der Tagesordnung verschwunden. Sie global zu denken, fällt den Protagonisten der westlichen Ideologie nicht ein. Freihandelsideologie und nationalistisches Denken beherrschen die Scene. Das Elend Afrikas wird geradezu als Bestätigung des eigenen Gesellschaftsmodells genommen. Noch kann das westliche Modell großen Schichten Wohlstand garantieren, mit zunehmender Verengung der wirtschaftlichen Möglichkeiten und fortschreitender Konzentration des Kapitals in immer weniger Händen bzw. anonymen Kapitalgesellschaften, können die Erwartungen breiter Schichten nicht mehr erfüllt werden. Gleichzeitig dringt zunehmend ins Bewußtsein, dass die Bodenschätze der armen Länder nicht weiter straflos ausgebeutet werden können und dass die Ausnutzung der Arbeitskraft der Bevölkerung der armen Länder als Konkurrenten auf dem dem hiesigen Arbeitsmarkt unlösbare Probleme schafft und die Klassengegensätze verschärft.
Ein Teil der Bevölkerung feiert und der andere arbeitet, dieses Modell lässt sich trotz aller Versuche nicht auf die ganze Welt ausdehnen. Die Populisten wollen dieses Modell durch nationale Grenzen retten, die Neoliberalen plädieren für eine schrankenlose Ausdehnung. Für einen geschichtlichen Augenblick hat die Auseinandersetzung über diese Alternativen die Diskussion über den Gegensatz von Sozialismus und Kapitalismus abgelöst.